Claudia Broadhurst: Von einer, die anfing, GfK-Produkte zu erfinden…

31. Dezember 2013

GAST-BLOG VON GFK-TRAINERIN CLAUDIA BROADHURST Da war einmal ein Professor für Mathematik, den ich auf meinem ersten GfK-Wochenende kennen lernte. Und obwohl er die Gewaltfreie Kommunikation so gut hätte brauchen können, wollte er nicht weitermachen: Das Seminarmaterial fand er laienhaft, die Präsentation – ohne Powerpoint oder Medieneinsatz – wenig inspirierend. „Das ist nicht zeitgemäß“, erklärte er mir damals. Und ich dachte zum ersten Mal darüber nach, wie gutes Lehrmaterial für GfK-Kurse beschaffen sein müsste. Das war 2007.

Heute habe ich mit einer Firma telefoniert, die unter anderem Ladeneinrichtungen und Glastransponder herstellt. Mit diesem Unternehmen plane ich gerade ein neues innovatives GfK-Produkt. Ich habe versucht, meine Idee möglichst präzise zu beschreiben. Als Antwort kam die Info: „Die Dateiformate dxf und plt sind möglich.“ Das hat mich nun doch etwas verstört. Als Medienfachfrau kenne ich PDF und JPG, EPS und BMP, PNG und TIFF, und wenn sich in einer Mail etwas lustig bewegt, ist es wahrscheinlich ein GIF. Aber was zur Hölle soll ich hier anliefern, damit sich die Anhänger der Gewaltfreien Kommunikation demnächst über ein neues „Spielzeug“ freuen können?

Wie ich Anfing GFK-Produkte zu entwickeln

2008 begann meine zweite Karriere als Entwicklerin von GfK-Produkten. Sie startete im Schneckentempo. Auslöser war ein kleines laminiertes Kärtchen, das Kolleginnen aus der GfK-Jahresgruppe als Abschiedsgeschenk für alle Teilnehmer gebastelt hatten. Darauf standen 52 Bedürfnisse, sortiert in vier Gruppen. Dieses Kärtchen hat mich so begeistert, dass ich in die Serienproduktion einstieg und nun auf jedem GfK-Seminar mindestens ein Dutzend dabei hatte und bereitwillig verschenkte.

2009 merkte ich, dass mir die Informationen nicht ausreichten. Als Redakteurin hatte ich meine Leidenschaft für Interpretationen entdeckt und wollte gern den Aspekt „echte“ Gefühle und „Pseudogefühle“ mit berücksichtigen. Ich hatte Unterstützung durch einen exquisiten Schlussredakteur, der mir half, diese Wortlisten in eine ansprechende Form zu gießen. Ich erinnere mich noch, mit welcher Begeisterung ich jeweils 100 GfK-Kompaktkarten in meiner Küche beschnitt und in Folie schweißte. Der erste Laminator hat es nicht lange bei mir ausgehalten…

Mit jedem Produkt wird es professioneller

Ein Jahr später hatte ich keine Lust mehr, Folien zu brutzeln. Ich nahm Kontakt zu einer Druckerei auf. Dank kollegialer Unterstützung entstand eine druckfähige Datei und zehn Tage später lag die erste GfK-Kompaktkarte aus professioneller Fertigung vor: Die Oberfläche ist seither kaschiert, also abwischbar. 2011 hat Gerhard Rothhaupt (CNVC) die Karten mit mir überarbeitet und erstmals habe ich es gewagt, 1000 Stück zu drucken. Von der heute vorliegenden 6. Auflage sind vergangene Woche 2500 Stück geliefert worden…

Wie ich zur Marke “Empathikon” kam

Irgendwann erzählte mein Freund und Kollege Gabriel Birke, er erwäge die Kreation von Bedürfniskarten im Spielkarten-Format. Ich war bei Planung und Konzeption mit an Bord. Wir haben Nächte in Bilddatenbanken zugebracht, schwankten zwischen Mandala und Steinen am Strand (diese Version gibt es sogar als Testdruck). Letzten Endes haben wir uns dann für ein Giraffenfell entschieden, das Gabriel noch ein bisschen gemorpht hat, also durch optische Filter verändert.

Klar: Als nächstes folgten Gefühlskarten. Was bilden wir darauf ab? Etwas Lebendiges! Unsere Wahl fiel auf Vogelfedern. Ein Jahr waren wir ganz hingerissen von diesen Karten, dann stand fest: Sie sind reif für eine Überarbeitung. Wir entschieden, künftig beide Sets, Gefühle und Bedürfnisse, in einer Doppelschachtel anzubieten. Und wir griffen tief in die Tasche, um uns sowohl eine Grafik-Designerin zu gönnen, die uns in der Umsetzung unterstützte, als auch 1000 Exemplare zu drucken.

Für die Bedürfnisse hatten wir statt Giraffenfell ein neues Motiv gefunden: Blue Marble, das berühmte NASA-Foto von der Erde. Dazu erhielten die beiden Spiele eine neue Rückseite, die farblich mit den Fronten harmonierte. Unsere Designerin Stefanie Ebel spendierte uns ein Logo. Empathikon war geboren und ist heute als Marke eingetragen.

Als ich von meinem Assessment nach Hause kam, hatte die Druckerei zur Endabnahme einen großen Proof-Bogen von den Gefühls- und Bedürfniskarten geschickt. Ich riss den Umschlag voller Vorfreude auf und sackte dann stöhnend auf dem Küchenstuhl zusammen: Das ging gar nicht! Da drohte Augenkrebs!

Ein Beispiel für das Auf und Ab eines Produktionsprozesses

Wir haben dann noch einmal ganz von vorn angefangen, neue Motive geprüft, die Rückseiten überarbeitet, Anleitungen geschrieben und das Spielset um Blanko-Karten erweitert. Im August endlich lieferte eine Spedition eine Palette mit 10 Kartons a 100 Spielkartensets mit dem Blauen Planeten und einer Orchideenblüte auf Bambus bei mir aus. Vier Wochen später folgte dann der nächste Paukenschlag: Die Interpretationen wurden geliefert. Wir hatten erwartet, dass diese Spiele mehr etwas für Liebhaber seien. Immerhin ist das Thema sehr GfK-spezifisch und daher für MediatorInnen, Coaches oder PsychotherapeutInnen nicht so interessant wie Gefühle und Bedürfnisse. Aber auch hier sind die ersten 50 Sets bereits verkauft. Wir drucken nach!

Und noch mehr neue Produktideen

Einen richtigen Kick bekam meine Lehrmittel-Fabrikation durch die Begegnung mit der Schweizer Trainerin Sylvie Hörning (CNVC). Sie hat die ganze GfK in wunderbar anrührende Bilder umgesetzt. Und wir sind dabei, daraus traumhafte Produkte zu entwickeln. Im Februar werden wir auf den Trainer-Tagen in München das „Magische Feld“ vorstellen, eine 1,50 x 1,50 m große bedruckte Bodenmatte aus Mesh-Stoff für die Anliegenarbeit. Wir haben sie inzwischen intensiv getestet und ausschließlich positive Resonanz erfahren. Aktuell arbeiten wir am Handout dafür.

Als „Spin off“-Produkt gibt es seit drei Wochen das praktische Giraffen-Journal, einen Schreibblock, auf dem man sich im Nu durch den GfK-Prozess arbeiten kann. Ab Januar ist die coole Schreibtisch-Unterlage „GfK im Büro“ mit offiziellem Enten-Index im Handel. Und wenn ich jetzt noch herausfinde, wie ich dxf und plt Dateien für die CAD-Verarbeitung erzeugen kann, gibt es schon bald ein neues Produkt, dass all denjenigen Freude macht, die haptische Reize genießen, um zu lernen. All diese Dinge – und hoffentlich bald auch die von anderen Erfindern – verkaufen wir über unseren Web-Shop Empathikon – der kurz vor der Fertigstellung steht. Wir arbeiten dran…

(c) Claudia Broadhurst

Kontakt zu Claudia Broadhurst

Claudia Broadhurst, Mediatorin und zertifzierte Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation
Claudia Broadhurst Homepage
Große Nübelstrasse 5, D-25348 Glückstadt
Tel.: 04124-7601 und +49 171 416 7300

Claudia Broadhurst im Linkverzeichnis GFK