Barry Duncan über Erfolgsfaktoren von Therapeuten

Barry Duncan ist das Enfant Terrible der Therapieforschung. Barry Duncan behauptet: eine hohe Quote von Therapieerfolgen entsteht weder durch Erfahrung noch durch einen bestimmten Therapieansatz. Auch Selbstdisziplin und endlose Weiterbildungen machen Therapeuten nicht besser. Strategie, Intervention und eigene Therapieerfahrungen – alles nicht entscheidend. Barry Duncan hat sämtliche ihm verfügbaren Vergleichsstudien, die nach den Faktoren medizinischen Erfolgs fragen, zusammen getragen. Er kommt zu dem Ergebnis: Für therapeutischen Erfolg sind in erster Linie Feedbackschleifen, Methodenvielfalt, Anknüpfung an vorhandene Ressourcen und Empathie verantwortlich. Diese Erkenntnisse lassen sich aus meiner Sicht auch auf die Arbeit von Coachs, Trainer und Berater übertragen. Wer diese Grundsätze beherzigt, kommt in seiner Profession sprunghaft voran.

Barry Duncan – Überblick zu Studien über therapeutischen Erfolg

In seinen Büchern und Fachartikeln stellt Barry Duncan die weltweit wichtigsten Vergleichsstudien für therapeutisch erfolgreiches Handeln vor. Die Summe der Forschungserkenntnis ergibt: Der Erfolg hängt mehr vom Therapeuten als von der Methode ab. Deshalb geht Barry Duncan folgenden Fragen nach: Wie kann man als Therapeut bessere Ergebnisse erzielen? Wie kann man sich weiterentwickeln? Wie kommt man optimal mit unterschiedlichen Klienten zurecht? Wie kann ein Therapeut die ursprünglichen Arbeitsziele bewahren?

1. Systematisches Patientenfeedback

Wichtigster Ansatzpunkt für die Verbesserung der persönlichen Erfolgsstatistik ist regelmäßiges Klienten-Feedback. Richten Sie zwei Ablagen auf Ihrem Schreibtisch ein: a) Patienten die profitieren und b) Patienten, die nicht profitieren. Notieren Sie sich alles, was Einfluss auf das Verhalten des Patienten hat. Bitten Sie den Patienten um exaktes Feedback. Reflektieren Sie die Wirkung Ihrer Arbeit. Bedeutende Studien belegen: Wer seine Patienten (Klienten) systematisch um Feedback bittet, verdoppelt seine Effektivität als Therapeut. „You might learn something you might not want to learn“. Am Ende verschiedener Feedbackschleifen sollte eine maßgeschneiderte Therapie stehen. In einem skandinavischen Langzeitversuch konnten Ärzte durch den kontinuierlichen Einsatz von Feedbackbögen von mangelhaften zu sehr guten Therapiequoten gecoacht werden.

2. Methodenvielfalt

Nicht jede Therapieform (nicht jeder Coaching-Ansatz, nicht jede Beratungsstrategie) passt zu jedem Patienten (Klienten, Unternehmen). Die Loyalität zu einer einzigen Lieblingsmethode schränkt den Anwender ein. Erfolgreiche Therapeuten wissen, dass es nicht den einen einzigen „richtigen“ Ansatz“ gibt: „All of them relieve pain and work better than no treatment at all.“ Unterschiedliche Methoden bieten Anknüpfungspunkte für unterschiedliche Menschen. In der Unternehmensberatung heißt dieses Phänomen „Anschlussfähigkeit“.

3. Intuitive Auswahl von Weiterbildungen

Erfolgreich sind diejenigen Therapeuten, die sich weiterbilden und dabei die eigenen Bandbreite vergrößern. Ständige Weiterentwicklung führt zu einer höheren Flexibilität und einer „besseren Arbeitsmoral“. Dieser Verbesserungseffekt ist jedoch kein Selbstläufer. Er tritt nur ein, wenn sich das therapeutische Verhalten weiterhin am Patientenfeedback orientiert. Bei der Auswahl von Weiterbildungen empfiehlt Barry Duncan der Intuition zu folgen. Studien weisen darauf hin, dass persönliche Entwicklungserfahrungen zu einer „besseren Arbeitsmoral“ führen.

Verwenden Sie keine Energie auf Weiterbildungen, die Sie in Ihrem tiefsten Inneren ablehnen. Barry Duncan empfiehlt Weiterbildungen, die zu der bisherigen Sichtweise passen, aber das vorhandene Wissen verbreitern. Ein Perspektivwechsel bei der Behandlung kann ausgelöst werden durch das Feedback des Patienten, durch Supervision oder die Teilnahme an Fachkonferenzen.

4. Empathie und Verbindung

Ein Langzeitversuch über 15 Jahre mit 5.000 Psychotherapeuten in 12 Ländern hinterfragte die entscheidenden Komponenten für „Healing Involvement“. An erster Stelle der Ergebnisse erfolgreicher Therapeuten wurden sehr gute Fähigkeiten im Bereich der Empathie und der Kommunikation identifiziert.

Der Therapeut taucht für die Dauer des Dialogs komplett in die Krankengeschichte des Patienten ein. In Resonanz mit den Feedbackschleifen stimmt er die Therapie präzise ab: „They have good reasons to feel, think and behave the way they do.“ Empathie ist entscheidender als Modell oder Technik. 88 Prozent der analysierten Studien sagen aus, dass zwischen dem positiven Abschluss einer Therapie und der vorbehaltlosen Achtung gegenüber dem Patienten ein direkter Zusammenhang besteht. „Carl Rogers was on to something“ (diese Bemerkung spielt auf die Forschungen von Carl Rogers an, der in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Empathie als Hauptfaktor für die erfolgreiche Arzt-Patienten-Beziehung beschrieb).

Die Verbindung zwischen Therapeut und Patient hat den stärksten Einfluss auf die Therapieergebnisse. Er beeinflusst alles: von Erklärungen bis zu Verabredungen. „The alliance is your craft. Practice wellt he skills or your craft. At some point your craftmanship elevates to art.“

5. An vorhandene Ressourcen andocken

Viele Therapeuten legen den Fokus auf den pathologischen Bericht. Falsch! Hören Sie bei der Krankheitsgeschichte genau hin: Auf welche sichtbaren und unsichtbaren Ressourcen des Patienten (Klienten, Unternehmen) können Sie sich als Therapeut (Coach, Berater) stützen? Welche Stärken sind vorhanden? Welche unzerstörbaren Anteile lassen sich erkennen? Worauf kann der Patient bei der Problemlösung zurückgreifen? Zwischen welchen unterschiedlichen Glaubenssätze und Geschichten schwankt der Patient?

Links zu Barry Duncan

Die Seiten von Barry Duncan Heart and Soul of Change

Barry Duncan “On becoming a better therapist” (Buch)

Dort finden Sie alle wichtigen Studien, auf die Barry Duncan in seinen Büchern verweist.

Interesse an Workshops mit Al Weckert?

Al Weckert leitet eine alljährliche berufsbegleitende Mediationsausbildung mit Schwerpunkt Unternehmen und Organisation, ein Grundlagen der Gewaltfreien Kommunikation, einen Workshop zum Umgang mit starken Gefühlsäußerungen “Tanz auf dem Vulkan” und ein Methoden-Intensivtraining für mehr Empathiefähigkeit (Methodenkoffer Empathie).