Einsatz von Düften in Konfliktklärung und Mediation

In der Ausbildung zum Mediator bei Al Weckert in der Akademie im Park, gab es die Einladung vom Trainerteam uns durch Beiträge aktiv einzubringen. Mir kam daher die Idee meine Erfahrungen als Aromatherapeut mit der Mediation zu verknüpfen und zugänglich zu machen. Beim Schnuppern der ausgesuchten Öle und den Hintergrundinformationen die ich gab, waren eine große Offenheit und viel Interesse bei allen Teilnehmern und den Dozenten zu spüren. Ich konnte durch die zuvor ausgewählten Feedbackgeber hilfreiche Rückmeldung gewinnen. So kamen die Mediationsöle zustande, die ich für diesen Beitrag ausgewählt habe und im Einzelnen vorstelle.

Aromatherpie und Mediationsverfahren

Mit jedem Atemzug nehmen wir durch unseren Geruchssinn Duftpartikel wahr, selbst im Schlaf noch. Schon ab der 23. Schwangerschaftswoche beginnt sich der Geruchssinn des Embryo zu entwickeln. Der Geruchsinn ist somit der älteste Sinn den wir haben und wird dennoch oft vernachlässigt. Meist nehmen wir die Duftpartikel gar nicht wahr, es sei denn sie sind uns sehr angenehm oder wir nehmen sie als störend wahr. Wie ein Duft bewertet wird, hängt von unserem sozialen Umfeld und unserer Lebenswirklichkeit ab. Dies erklärt, warum unterschiedliche Kulturen auch völlig unterschiedliche Duftvorlieben haben. Düfte begleiten uns ein Leben lang und haben oftmals mehr Auswirkungen auf unser Verhalten, als wir uns eingestehen.

Beeinflussung durch Düfte

Zum Beispiel wird unsere Partnerwahl stark durch den Geruchssinn beeinflusst und gelenkt. Können wir einen Menschen gut riechen, finden wir ihn anziehend, riecht er uns unangenehm finden wir ihn schnell abstoßend. Gerade in unserer sehr organisierten, westlichen Welt wird neben Sounddesign auch viel Geld für Duftdesign ausgegeben. Große Hotelketten lassen sich ihren persönlichen Hotelduft im Labor kreieren. Somit riecht jedes Hotel einer bestimmten Kette auch an den unterschiedlichsten Standorten gleich. Dies soll zum Beispiel dem Kunden Vertrautheit und Konstanz vorgaukeln.

Wir werden auch „an der Nase herumgeführt“ um unsere Kauflaune zu steigern oder den Appetit in den Fressmeilen anzuregen. Da es immer mehr künstlich hergestellte Düfte gibt, denen wir täglich ausgesetzt sind, steigen auch die Fälle von Duftstoffallergien rapide an. Wir sprühen uns mit chemisch hergestellten Parfüms ein, stellen in stylischer Form im einem Glas Stäbchen auf oder haben selbstständig sprühenden Automaten im Badraum. Alles, damit es gut riecht.

Einsatz von Aromatherapie

In der Aromatherapie hingegen werden ausschließlich die in den Pflanzen vorkommenden ätherischen Öle verwendet. Es gibt viele uns vertraute Düfte wie Orange, Eukalyptus, Spearmint, Mandarine oder Zitrone, welche aus den Pflanzen gewonnen werden können. Von den 345.00 Pflanzenarten auf der Welt gibt es circa 2.300 Gewächse, welche wir zu den ätherischen Ölpflanzen zählen. Derzeit kann man circa 950 verschiedene 100% naturreine ätherische Öle kaufen. Sie alle stammen von Pflanzen, die wir mehr oder minder kennen.

Wer den Film „Das Parfüm“ kennt, hat sicherlich noch die eine oder andere Duftgewinnungsform in Erinnerung. Eine große Menge an duftenden Pflanzenteilen wird mit Wasserdampf destilliert. Die Schalen der Zitrusfrüchte werden hingegen kalt ausgepresst.

Unter einem Duftstoff versteht man einen chemisch erzeugten Stoff, welcher einen speziellen Duft wie grüner Apfel oder Himbeere hat. Ein naturidentisches Öl ist ebenso chemisch hergestellt und unterscheidet sich im Duft nicht von den ätherischen Ölen. Hier liegt der Unterschied bei den Inhaltsstoffen – synthetisch vs. pflanzlich. Ätherische Öle sind aus Pflanzen gewonnene Extrakte, die neben dem Duft auch viele weitere Inhaltsstoffe haben. Daher wird in der Aromapflege in manchen Krankenhäusern Lavendelöl nicht nur zur Beruhigung eingesetzt, sondern auch zur Hautpflege.

Begriff Aromatherapie: Aromatherapie ist nicht (nur) Therapie durch Aroma (Riechen). Aromatherapie ist eine rationale Therapie mit pflanzlichen Ölen und Wässern, die auf den drei Therapiewegen intern, nasal und percutan basiert. (vgl. Wabner, Dietrich. Aromatherapie. 2. Auflage. Urban und Fischer Verlag. Seite 1).

Es gibt daher verschiedene Einsatzmöglichkeiten der Öle in der Aromatherapie:

  • Raumbeduftung (weit verbreitete Anwendung der Aromatherapie)
  • äußere (perkutane) Anwendung (Aromapflege in Frankreich, England, Deutschland, Österreich, Schweiz,…)
  • innere Anwendung (oftmals nur in der englischen und französischen Medizin).

Ich möchte mich hier im Folgenden mit der Raumbeduftung durch ätherische Öle in der Mediation beschäftigen. Welche Öle, somit natürliche und uns vertrauten Düfte, kann ich wie einsetzen, um auch in der Mediation den Geruchssinn zu nutzen.
Die meisten der unten aufgezählten „Sinneskanäle“ werden automatisch in der Mediation angesprochen.

V- visuell: Flipchart, Präsentation, verschiedene Farben, etc.
A- auditiv: sich gegenseitig aktiv zuhören, Vorlesen von Formulierungen, etc.
K- kinästhetisch: Stimmungsbild malen, Zeitungsmethode, etc.
O- olfaktorisch: Einsatz der ätherischen Öle
G- gustatorisch: Kekse, warme Getränke, Säfte…

Allgemeines zum Thema Raumbeduftung

Der große Unterschied zu der „Dauerbeduftung“, der wir oftmals ausgesetzt sind, besteht darin, dass wir die Raumbeduftung durch Öle kurzzeitig und nur für einen bestimmten Zweck verwenden. Die Fähigkeit unserer Nase, sich an einen Duft zu gewöhnen, nennt man Adaption. Diese Fähigkeit ist besonders hilfreich, wenn man die ganze Zeit einem stinkenden oder extremen Parfümduft ausgesetzt ist. Durch die Gewöhnung an Düfte, sind zum Beispiel viele Menschen verleitet große Mengen von Parfum zu benutzen, da sie es selbst kaum noch riechen.

Auch wenn wir den ausgewählten Duft nicht mehr mit dem Geruchssinn wahrnehmen können, sind die Duftmoleküle noch in der Luft. Das Aromaöl wirkt noch lange weiter, wenn man es nicht mehr riechen kann. Am besten kann das Öl seine Eigenschaften entfalten, wenn man vorher den zu beduftenden Raum lüftet.

Es gibt ein großes Sortiment an Duftlampen, Duftsteinen, Sprühflaschen, Diffuseure und Potpourris. Jedoch erfüllen auch oder auch geknüllten Taschentücher den Zweck eines Duftträgers. Variationen, Farben und Preisen sind da keine Grenzen gesetzt. Von günstigen Duftsteinen bis hin zur vollautomatischen Duftsäule für tausend Euro gibt es alles. Eine Duftlampe mit einer Schale über der Kerze für Wasser und Öl ist weit verbreitet. Eine Glühbirne oder  Kerze sorgt für die nötige Wärme um das Öl verdampfen zu lassen. Die Schale der Duftlampe sollte immer wieder gereinigt und mit frischen Wasser befüllt werden. Jedoch riecht nicht jedes Öl (z.B. Ylang Ylang) gut, wenn es erwärmt wird. Am besten eignet sich in diesen Fällen die kalte Verdampfung der Öle auf einem Potpourri, einem geknüllten Taschentuch oder durch einen Kaltluftvernebler. Letzteres empfiehlt sich bei Räumen, welche gerade im Winter eine sehr trockene Luft haben.

Empfehlung einiger ausgesuchten Öle

Bei über 950 verschiedenen ätherischen Öle kann man leicht den Überblick verlieren. Daher empfehle ich im Folgenden Öle, welche bekannt und schon erforscht sind für die Mediation. Man kann die Öle einzeln anwenden oder sie mischen. Am Anfang sollte man jedoch nicht mehr als zwei Öle gleichzeitig benutzen.
Hier berichte ich von weniger bekannten Ölen um die Lust am Ausprobieren und Experimentieren zu wecken.

Bitterorange (Pomeranze): Wirkt konzentrationsfördernd bei Unruhe und bei nervösen Erschöpfungszuständen. Duftnote: Hat einen frischen, trockenen, fast blumigen Geruch mit starkem süßem Unterton.

Eukalyptus citriodora (Zitroneneukalyptus): Hat einen interessanten aber nicht sehr bekannten Duft. An kann ihn weder dem medizinisch riechenden Eukalyptus noch der Zitrone eindeutig zuordnen. Dieses Öl lässt sich gut mit Zitrone kombinieren. Wirkt in niedriger Dosierung sedierend bei Stress. Duftnote: Riecht wie der Name schon verrät süß, frisch, zitronig, fruchtig- blumig.

Grapefruit (Pampelmuse): Ein toller Vertreter der Zitrusöle, den man alleine einsetzen oder gut mit Kakao und Neroli kombinieren kann. Wirkt angstlösend bei Ängsten und Stress. Hat eine Stimmungsaufhellende Wirkung bei depressiver Verstimmung. In Japan wird dieser Duft zur Kommunikationsförderung in Geschäftsräumen genutzt. Duftnote: frisch, süß- zitrusartig mit einem herben Unterton.

Kakaoextrakt (mit Grapefruit gemischt): Hat einen hohen Erkennungswert und sollte am besten mit Grapefruit gemischt werden. Das Öl wirkt ausgleichend, stimmungsaufhellend und auch appetitanregend. Duftnote: Warmer, vanilliger Kakaoduft.

Litsea (Cubebenpfeffer): Dieses Öl hat etwas Zitroniges aber dennoch spannend Anderes. Wirkt in geringer Dosierung beruhigend und sedativ bei Nervosität und Ängsten. Duftnote: frisch, intensiv süß- fruchtig und zitronig.

Neroli (Orangenblüten): Ein Vertreter der Blütendüfte welchen man gut in der Mediation einsetzten kann. Napoleon nutze dieses auf seinen Feldzügen gegen seine Schüchternheit und Angst. Gilt als das Angstöl, lässt sich auch gut mit Grapefruit kombinieren.  Wirkt angstlösend, stärkend bei nervöser Spannung, Unruhe, emotionalem Schock und Schockzuständen. Duftnote: leicht, frisch, süß- blumig lieblich mit einer herben Obernote.

Spearmint (Nanaminze): Ein Öl mit einem sehr bekannten Duft. Oft eingesetzt in Kaugummis und Mundpflegemitteln. Wirkt anregend, ausgleichend bei geistiger und körperlicher Erschöpfung, bei stressbedingten Beschwerden und Anspannung. Duftnote: frisch, grün, kühl, klar und aktiv.

Wie kam es zu diesem Artikel? Vielen Dank an Al, der die zündende Idee für den Artikel auf seinem Blog gab!

Kontakt:
Daniel Hogen (post@danielhogen.de)