Vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation

07. Januar 2014

Schlüsselunterscheidungen der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) Das Modell der vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation ist die bekannteste und vielleicht wichtigste Schlüsselunterscheidung der GFK. In diesem Modell wird zwischen Beobachtungen und Bewertungen, Gefühlen und Gedanken, Bedürfnissen und Strategien zur Bedürfniserfüllung sowie Bitten und Forderungen unterschieden. Marshall Rosenberg, der die vier Schritte formuliert hat, sagt über sein Kommunikationsmodell: “It’s simple, but not easy”. Das Erlernen jeder Schlüsselunterscheidung erfordert intensives Training. Ist der Groschen jedoch erst einmal gefallen, können wir wesentlich klarer und konstruktiver ausdrücken, um was es uns geht. Auch das Zuhören fällt nun leichter, denn wir gewinnen ein besseres Verständnis für die wirklichen Anliegen unseres Gegenübers – selbst wenn dieser seine Herzensanliegen in einer “schmutzigen Verpackung” präsentiert.

1.    Die Unterscheidung zwischen Beobachtung und Bewertung

WENN ICH SEHE/ HÖRE… Richtig: Es ist eine wichtige Kompetenz, Informationen bewerten zu können, um so in der Lage zu sein, Entscheidungen zu treffen. Meist  geht der Streit jedoch los, weil zwei Personen ein und denselben Vorfall grundverschieden interpretieren. Darin besteht eine große Gefahr für den Kommunikationsprozess. Ein Gespräch, dass mit einer Bewertung, einer Diagnose oder einer Schuldzuweisungen eröffnet wird – z.B.  „Du bist schon wieder zu spät gekommen“ – löst beim Gegenüber Abwehr anstatt Verständnis aus. Im Sinne der Gewaltfreien Kommunikation  könnte man stattdessen sagen: „Du kommst zum dritten Mal eine halbe Stunde nach der vereinbarten Zeit.“ Im ersten Schritt geht es darum, das Geschehene so genau und objektiv wie möglich zu beschreiben. Sie können dabei wie beim Notruf bei der Feuerwehr vorgehen: wer hat wann was wie getan. Oder Sie stellen sich eine Kamera vor: ZDF = Zahlen, Daten, Fakten.

2.    Gefühle versus Gedanken

…FÜHLE ICH MICH…/ …BIN ICH… In Schritt 2 der Gewaltfreien Kommunikation geht es darum, sich der eigenen Gefühle bewusst zu sein, diese benennen zu können und damit Verantwortung dafür zu übernehmen – beispielsweise so: „Ich fühle  mich befreit/ enttäuscht/ verzweifelt…“. Auf diese Weise hat der Andere die Möglichkeit, sich in Sie hineinzufühlen und Sie damit besser zu verstehen. Folge ist ein beidseitiger Vertrauenszuwachs. Anders verhält es sich, wenn ich das beschreibe, was ein anderer Mensch meiner Meinung nach mit mir gemacht hat: „Ich fühle mich benachteiligt/missbraucht/wertlos…“. Hier werden Pseudogefühle und Gedanken beschrieben, die einer Schuldzuweisung an die Umwelt gleichkommen und damit wiederum eine Abwehrreaktion beim Gegenüber auslösen. Das Verhalten anderer ist jedoch niemals die Ursache für meine Gefühle, es kann lediglich Gefühle in mir auslösen ( die Ursache für meine Gefühle sind unbefriedigte Bedürfnisse…).

3.    Bedürfnisse versus Strategien zur Erfüllung eines Bedürfnisses

…WEIL ICH … BRAUCHE./ …WEIL MIR … WICHTIG IST. Die Gefühle aus dem eben besprochenen zweiten Schritt der Gewaltfreien Kommunikation sind der Schlüssel zu den darunter liegenden Bedürfnissen. Entscheidend ist, dass alle Menschen das gleiche Repertoire an Gefühlen und Bedürfnissen haben. Sind meine Bedürfnisse befriedigt, empfinde ich angenehme Gefühle. Bei unbefriedigten Bedürfnissen, entstehen und wachsen in mir unangenehme Gefühle. Bedürfnisse sind von Personen, Orten und Handlungen unabhängig. Diese entscheidende Voraussetzung ist uns leider häufig nicht mehr gegenwärtig, wenn wir schon in die Einbahnstraße der offensichtlich „einzig möglichen Lösung“ eingebogen sind, die sich dann frustrierender Weise auch noch als Sackgasse entpuppt. Man braucht einige Übungszeit, um zu verinnerlichen, dass die Strategie, die man spontan zur Problemlösung im Kopf hat, nicht die einzige Möglichkeit auf dem Weg zu einer Lösung ist!

4.    Bitte versus Forderung

KANNST DU BITTE…/ WÄRST DU BEREIT…? Eine Forderung wie „Jetzt räum aber endlich mal dein Zimmer auf!“ ruft höchstwahrscheinlich eine Abwehrreaktion hervor. Das Vertrauen zwischen den Beteiligten sinkt. Wenn zusätzlich noch Druck ausgeübt wird – „Wenn du nicht aufräumst, dann…“ – ist gelegentlich zwar ein schnelles, zufriedenstellendes Ergebnis möglich, dafür leidet jedoch die Beziehungsqualität. Eine Bitte im Sinne der GfK ist…

  • konkret
  • machbar
  • zeitnah zu realisieren und
  • offen für ein ja oder nein des Befragten.

So kann unser Gegenüber einfühlsam auf mich reagieren oder auch „Nein“ sagen, weil er mit diesem „Nein“ zur Befriedigung anderer Bedürfnisse „Ja“ sagen möchte.

Die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation in meinem Buch

In meinem Buch “Gewaltfreie Kommunikation für Dummies” widme ich den Schlüsselunterscheidungen der vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation über 60 Textseiten. Jedes Kapitel enthält zahlreichen Übungen, um die Anwendung der Unterscheidungen in der Praxis zu erleichtern. Wenn Sie die Schlüsselunterscheidung der vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation spielerisch erlernen wollen, lade ich Sie zur Teilnahme an einem meiner Workshops und Ausbildungen ein:

Links zu: vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation

Die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation bei Wikipedia … Eine Darstellung der Gewaltfreien Kommunikation als Ganzes (inklusive der vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation)