Empathie-Training
Organisationsentwicklung
Konfliktmanagement
In seiner neuen Artikelserie beschreibt der Trainer und Diplomvolkswirt Wege zum erfolgreichen Selbstmarketing. Ein Rezept für jeden, der sich als Trainerin etablieren will?
In: Empathische Zeit 2/2017
Claudia Broadhurst: Beim Lesen Deines ersten Serienteils zum Thema Selbstmanagement entstand bei mir ein unbehaglicher Gefühls-Cocktail. Ich fühlte Schmerz, fühlte mich erschlagen, ernüchtert (ob meiner eigenen Versuche), müde, besorgt und schließlich widerwillig. Wie soll ich kleines Licht denn so was machen? Ich spürte den Wunsch nach Unterstützung (zum Beispiel durch kompetente Dritte) und Wertschätzung für meine bisherigen eigenen Versuche.
Al Weckert: Wenn der Artikel so eine starke Reaktion hervorruft, trifft er vielleicht gerade den Nerv. Eine erfolgreiche Selbstständigkeit ist ein schwieriges Unterfangen. Für jeden! Egal, ob Du ein Kloster leitest oder eine IT-Bude. Egal, ob Du Bio-Milch produzierst oder Gen-Mais . Du trägst Verantwortung für Dich und Deine Mitarbeiter. Du musst am Markt bestehen, sonst kannst Du Deine Inhalte nicht weitergeben. Es sei denn Du erbst, wohnst bei Mutti oder heiratest einen reichen Partner.
Eine Zeitung und einen Vertrieb für Gewaltfreie Kommunikation zu gründen, ist ein kompliziertes Unterfangen. Du bedienst eine Nische. Es besteht ein reales Risiko. Andererseits ist der Markt gut abgrenzbar und Du hast wenig direkte Konkurrenz.
Deinen Wunsch nach Unterstützung kann ich gut nachvollziehen. Deshalb habe ich Dir sofort angeboten, Dein Projekt als langfristiger Werbepartner zu unterstützen. Deinen Schmerz und Deine zeitweilige Ernüchterung kann ich ebenfalls verstehen. Durch diese Phase gehen fast alle Gründer. Umso mehr bewundere ich, dass Du inzwischen einen ganzen Berg prall gefüllter Ausgaben veröffentlicht hast. Besonders bemerkenswert finde ich, dass man auf die einzelnen Ausgaben noch für Jahre zugreifen kann, wenn man zu bestimmten Themen Informationen sucht.
Wenn Du Dich als kleines Licht bezeichnest, beschreibst Du nur eine Seite der Medaille. Deine Leistung für die Gewaltfreie Kommunikation ist immens. Als Verlegerin stehst Du vielleicht noch ganz am Anfang. Vielleicht provoziert Dich der Artikel so, weil Du mit Deiner Ungeduld ringst. Vielleicht brauchst Du auch noch mehr (oder andere) Strategieberatung. Beides hört man ungern. Das eine kostet Überwindung, das andere Geld.
Beim nochmaligen Lesen kommt noch ein anderer Aspekt dazu. Alles, was Du schreibst, ist fundiert, wissenschaftlich überprüfbar, nützlich, klar. Aber was hat das alles mit GFK zu tun? Sind wir als GFK-Trainer/innen einfach nur genauso Unternehmer wie die kleine Spritzgussfabrik nebenan? Wie und wo wird die Haltung sichtbar?
Al Weckert: Zunächst Dank für Deine Komplimente. Ich freue mich, dass Du meine Texte nützlich findest. Zu Deiner Frage fällt mir ein, dass ich in vielen Dingen mit den gleichen Problemen wie die kleine Spritzgussfabrik von nebenan kämpfe. Und dass ich Spritzgussfabrik-Besitzer kenne, die eine Haltung haben. GFK-Trainer haben die Haltung nicht allein gepachtet.
Ich mag an funktionierenden Spritzgussfabriken, dass sie Verantwortung für den Betrieb und die Mitarbeiter übernehmen und die Dinge, die sie vorhaben, konsequent umsetzen. Aus meiner Tätigkeit als Mediator kenne ich einige spirituelle Projekte, die mit großen Zielen gestartet und davon auseinandergerissen wurden. Manchmal halte ich es kaum aus, wenn die Beteiligten große Reden über die angestrebte Haltung schwingen .Der monetäre Leistungsdruck wird (öfter als uns das lieb ist) von einem spirituellen Leistungsdruck ersetzt. Das Ringen um Haltung wiederholt dann das richtig/falsch-Denken auf einer anderen Ebene. Von außen betrachtet gleichen sich häufig sogar die Machtspielchen. Dann bevorzuge ich doch gleich die ehrliche harte Kante.
Rüdiger Dahlke hat mal in einem Buch über Geld geschrieben, dass der Mensch keinen wichtigen Entwicklungsschritt überspringen kann. Wer das Geld überwinden will, muss den Umgang mit dem Geld erst einmal meistern. Danach kann er es loslassen, nicht davor. Genauso handhabe ich mein Business. Bevor ich meine Bücher gendere, arbeite ich erstmal gut mit Frauen zusammen. Bevor ich ein C02-freies Büro schaffe, steige ich so oft es geht auf die Bahn um. Bevor ich alles im Konsens entscheide, lerne ich erstmal den Mitarbeitern wirklich Zuzuhören. Während sich das Business stabil entwickelt, ändere ich Schritt für Schritt die Strukturen.
Haltung wird für mich sichtbar, wenn ich beides im Blick habe: Die Verantwortung für Umsatz, Strategie und Mitarbeiter auf der einen Seite, die Werte auf der anderen Seite. Dabei kann jeder so schnell oder so langsam vorgehen, wie es für ihn möglich ist.
Geht das denn überhaupt? Kann man die Haltung leben und wirtschaftlich erfolgreich sein?
Al Weckert: Man kann mit Wertschätzung und Empathie Erfolg haben, aber auch ohne. Genauso kann man mit Haltung baden gehen und auch ohne. Ich finde das Leben und Arbeiten mit Haltung angenehmer für alle Beteiligten. Für mich stellt sich die Frage nach dem entweder/oder gar nicht. Ohne Haltung rühre ich keinen Finger, weil mir das Arbeiten sonst keinen Spaß macht. Auch mit Haltung mache ich jedes Jahr einen tollen Urlaub mit der Familie und ich betreibe Altersvorsorge.
Apropos Spaß … Auf dem Weg zum Erfolg gibt es Phasen, die hauptsächlich aus anstrengender und unangenehmer Arbeit bestehen. Na und? Man weiß doch wofür man das tut. Der Psychologe Anders Ericsson sagt: Wenn Dir die Arbeit mit Deinem Unternehmensberater Spaß macht, dann wechsle ihn aus, denn so kommst Du nicht mehr weiter. Ericsson muss es wissen, denn er hat 30 Jahre lang die Geheimnisse hinter Spitzenleistungen erforscht. Business und Sport sind durchaus vergleichbar: Spaß macht das Turnier, nicht die Vorbereitung. Marshall Rosenberg hätte sich die vielen Flüge und Jetlags sicher auch gerne erspart. Wenn er davon spricht, dass das Leben „Spiel” sein soll, meinte er mit Sicherheit den Gesamtprozess, nicht jedes Detail.
Erfolg kann allerdings das Ansehen verändern, dass man in der Öffentlichkeit und im Bekanntenkreis hat. Die einen verfallen in Bewunderung, die anderen in Verachtung. Falls Verachtung nicht gezeigt werden darf (weil sie politisch nicht korrekt ist) dann wird nach intellektuellen oder moralischen Gründen für die Ablehnung gesucht. Einer meiner Trainerkollegen fährt Porsche und macht eine Million Euro Umsatz. Ich halte ihn für begnadet und arbeite super gerne mit ihm zusammen. Aber ich kenne einige (weibliche) Bekannte, die ihn für einen Narzissten halten und nichts mit ihm zu tun haben wollen. Interessanter Weise sind sie ihm nie persönlich begegnet. Aber als Projektionsfläche eignet er sich perfekt.
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